“Le Barise so‘ come a Sanda Necole: so amande de le frastejiere” – die Einwohner Baris sind wie der heilige Nikolaus, sie lieben die Fremden. Dieses apulische Sprichwort leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass sich die Stadt Bari seit jeher in der Schwebe zwischen Orient und Okzident befindet.
Dass sie zwar unter dem Himmel Apuliens liegt, aber an das östliche Mittelmeer grenzt, dessen Einflüsse überall deutlich spürbar sind. Genau deshalb solltet ihr bei eurer Ankunft gleich die russisch-orthodoxe Chiesa Russa Ortodossa di San Nicola aufsuchen.
Ihre grünen Zwiebeltürme mit unverkennbar orientalischem Einschlag gesellen sich geradezu ungestüm zwischen die umliegenden Palazzi und stehlen allen umgebenden Gebäuden die Show. Ein Besuch in der Kirche San Nicola ist ein absolutes Muss, denn die orthodoxe Kunst und Kultur ist ein wahrer Augenschmaus. Der Gottesdienst nach byzantinischem Ritus findet hier nur sonntags oder an Feiertagen und immer am Vormittag statt. In unseren Breitengraden findet man den betörenden Duft orthodoxen Weihrauchs und den religiösen Singsang der Steppe nur in Bari.
Hier kann man in Minuten von einer Kultur zur nächsten springen. Über die Viale Papa Giovanni XXIII gelangt ihr am schnellsten zum Mercato Coperto di Santa Scolastica. Dort erwartet euch ein Kaleidoskop an Farben, Gerüchen, und mit Sicherheit werdet ihr Zeuge der typisch baresischen Mimik. Der Markt ist eine wunderbare Gelegenheit, den Alltag der Einwohner Baris hautnah zu erleben. Hier findet man natürlich auch allerlei Gemüse, Fisch, Gewürze, Gebäck und Süßigkeiten, Käse, in Öl eingelegte Spezialitäten und Schinken.
Nach eurem Einkauf geht ihr am besten in Richtung Via Sparano, der Hauptverkehrsader des Murat-Viertels. Das Straßennetz der Via Sparano wurde unter der Regentschaft von Joachim Murat – dem einstigen König von Neapel zur Zeit Napoleons – geschaffen und ist heute die Shoppingmeile Baris.
Steht euch der Sinn jedoch nicht nach Mode, sondern nach etwas Stadtgeschichte, müsst ihr die Libreria Laterza besuchen. Ihr findet sie an der Ecke zwischen der Via Sparano und der Via Dante. Mit ihrem 110-jährigen Bestehen zählt sie zu den ältesten Buchhandlungen Italiens.
Hier könnt ihr den immerwährenden intellektuellen Fußstapfen von Benedetto Croce, Pier Paolo Pasolini, Renato Guttuso oder Dario Fo folgen. Bleibt nicht vor dem Eingang stehen, sondern tretet ein und verliert euch zwischen den Regalen, Buchcovern und Seiten. Sucht euch eine neue Lektüre aus und genießt eine Mußestunde an einem der vielen schattigen Leseplätzchen Baris.