Der Sportliche

Bologna war schon immer eine fahrradfreundliche Stadt. In den letzten Jahren ist die Lust am Rad jedoch dank des Ausbaus eines ausgedehnten Radwegenetzes zur Obsession geworden, und die Geldstrafen für undisziplinierte Radfahrer haben sich verdoppelt. Also passt auf: Bolognas Arkaden sind sicherlich verführerisch, aber leider nicht für Fahrräder gemacht, auch wenn mancher trotz Verbot darunter herumfährt. Nutzt lieber das weiträumige Netz an Fahrradstrecken, von denen das gesamte Stadtgebiet buchstäblich überzogen ist.Will man sich den lokalen Gebräuchen anpassen, dann sollte man sich bei BikeinBO  in der Via dell’Indipendenza ein Fahrrad ausleihen, wo man nicht nur Trekkingräder und E-bikes bekommt, sondern auch Touren in die Hügel und die Apenninen um die Stadt organisiert werden, oder bei Bike Rental Bologna  in der Via Rialto.

Bereit? Schwingt euch aufs Rad und wir drehen eine Nach unseren Radtouren im Norden und Süden Bolognas ist es Zeit, uns eine kleine e Aufwärmrunde. Los geht’s an der Basilika auf dem San Luca Hügel. Um das Gotteshaus im Südwesten der Stadt zu erreichen, fährt man eine kurze, aber anspruchsvolle Straße hinauf, die 2009 einen der mitreißendsten Zieleinläufe des Giro d’Italia der letzten Jahre erlebte. Von der Kirche auf dem Gipfel aus könnt ihr einen schönen Ausblick auf die Stadt genießen. Aber lasst euch nicht ablenken. Wir sind wegen dem hier, was sich hinter der Basilika befindet. Dreht euch um, da ist sie – die spektakuläre Hügellandschaft Bolognas. Die unendlichen Fahrradrouten auf diesen Hügeln machen Lust auf einen Gran Fondo. Das ständige Auf und Ab der Strecke und die Landschaft mit ihren ockerfarbigen Kirchen und den roten und gelben Häusern werden hier zu euren treuen Begleitern. Aber das ist nur ein erster Vorgeschmack.

Giardini Margherita Bologna
Giardini Margherita Park
Porta Saragozza Bologna
Porta Saragozza
Museo Ducati, Borgo Panigale
Ducati Museum, Borgo Panigale

Jetzt, wo wir schön warm sind, folgt mir in die Stadt und zu einer echten Hommage an das Fahrvergnügen auf zwei Rädern … in diesem Fall motorisiert! Wir sind in Borgo Panigale und besuchen den Firmensitz von Ducati, dem berühmtesten italienischen Hersteller von Touren-, Renn- und MotoGP-Motorrädern. Am Eingang fragt man mich, ob ich mich in der Fabrik umsehen, das historische Museum besichtigen oder den Factory Store besuchen möchte. Nach dem Rundgang zwischen den historischen Motorrädern kann ich der Ducati Riding Experience nicht widerstehen und buche einen Übungstag (es können aber auch zwei sein: dre.ducati.it/en), um meine Renn- und Motocross-Technik zu verbessern. Ehemalige Superbike-Champions wie Carlos Checa persönlich werden euch beibringen, wie man Slalom fährt, sich in die Kurve legt oder sein Bike schnell über losen Schotter lenkt. Ausrüstung und Motorrad werden natürlich gestellt.

Nach eurem Besuch bei Ducati werden euch mit Sicherheit die Beine zittern. Mein Adrenalinspiegel ist noch so hoch, dass ich aufs Rad steige und ein paar Dutzend Meter Wheelie fahren muss, bevor ich mir wieder meine ursprüngliche Strecke vornehme. Wir begeben uns nun in Richtung des alten Schießplatzes in Casalecchio sul Reno. Aber zuerst halten wir auf der Brücke am Viale Togliatti und schauen den Ruzzola-Spielern zu. Die Ruzzola ist eine Art Zylinder, der einem großen Käse ähnelt und so geworfen werden muss, dass er so weit wie möglich rollt. Jeder Spieler muss mit weniger Würfen als der Gegner ein oder zwei „treppi“, das heißt Felder, abdecken, die durch lange, mit genauen Rasenkanten geschnittene Striche abgegrenzt sind. Man spielt Mann gegen Mann, im Doppel oder in Mannschaften. Schaut von der Brücke nach unten: Dort liegt der Parco dei Noci, wo die Kinder auf der Schaukel spielen und die Ruzzola unter den Ausrufen der Anwesenden vorbeiflitzt. Vom MotoGP zu einem mittelalterlichen Spiel in weniger als einem Kilometer – ein absoluter Rekord!

Ducati Museum, Borgo Panigale

Aber vom Mittelalter wieder zurück in die Gegenwart, bzw. sogar in die Zukunft: Schon 2024 werden Computerspiele (E-Sport) vielleicht zur olympischen Disziplin: trainieren könnt ihr beim italienischen Archivio Videoludico in der Cineteca di Bologna, das über 5.000 Titel bereithält und eine Menge Spaß für alle Altersgruppen verspricht. Denn Bologna ist ein ganz wichtiger Ort für diese Branche: Außer dem Treffen für Programmierer Svilupparty findet jedes Jahr im Februar die NERD SHOW statt, bei der Spitzengamer aus ganz Italien, darunter die offizielle FIFA-Mannschaft des Bologna FC, um die wichtigsten Titel kämpfen. Währenddessen kann sich das Publikum an einer der 400 Free-to-play-Stationen versuchen. Ihr braucht mehr Bewegung? Dann fahrt zum Xcalibur in Casalecchio sul Reno: 35 Minuten Lasergame sind hier ein Kinderspiel!

Schwimmbad Stadio Olimpionica Bologna
Schwimmbad Piscina Stadio Olimpionica Carmen Longo
Fußballstadion Dall’Ara Bologna
Fußballstadion Dall’Ara

Nach unseren Radtouren im Norden und Süden Bolognas ist es Zeit, uns eine kleine Joggingrunde entlang der 18 Kilometer langen Arkaden des historischen Zentrums zu gönnen. Geschäfte, Stände, Cafés, Kirchen, Häuser, Paläste – so gelangt ihr zur Piazza Maggiore, übrigens besonders empfehlenswert im Sommer, wenn dort abends Open-Air-Kino geboten wird. Die Fülle an jungen Leuten, Wandmalereien und Lokalen lassen einen sofort erkennen, dass Bologna eine der bedeutendsten Universitätsstädte Italiens ist. Ein zaghafter Sonnenstrahl reicht und man wird zu einem Sonnenbad in einen der öffentlichen Parks gelockt, am besten in den Giardini Margherita, der wirklich für jeden etwas bietet – von Rundstrecken für Läufer bis zum Tennisverein und zu Ballsportplätzen. Apropos Ballsportplätze: In der italienischen Basket City schlechthin ist Basketball die unbestritten vorherrschende Sportart. In den 90er-Jahren standen die beiden Mannschaften Virtus und Fortitudo an der Spitze der europäischen Wettbewerbe. Natürlich sind nicht alle Spielfelder perfekt gepflegt, aber man hat freien Zutritt, und sie sind immer sehr gut besucht. Gleiches gilt für den Parco della Resistenza, wo sich neben den Körben ein wunderschönes Wandbild befindet, das die Größen der NBA porträtiert. Oder für die Piazza Unità, wo zwischen den Häusern ein neues Spielfeld geschaffen wurde. Man findet immer einen Herausforderer oder Mitspieler für ein spannendes 3×3. Wenn ihr im Sommer in der Gegend seid, verpasst nicht das Sommerturnier Romainville 4×4 in Casalecchio, ein Event, das mittlerweile schon zur Tradition geworden ist.

Maneggio vicino San Luca Bologna
Reitclub
Parco della Resistenza Bologna
Parco della Resistenza

Seid ehrlich, einen Moment lang habt ihr wirklich geglaubt, ich hätte den Bologneser Fußball vergessen. Unmöglich! „Bis dass der Tod uns scheidet“ ist das Motto der Anhänger des FC Bologna, die zu den passioniertesten Fans Italiens gehören. Dieses Gefühl findet man in den Bars voller Schals, Fahnen, Trikots und Fotos der Mannschaft wieder. Macht einen Abstecher zum Fußballstadion Renato Dall’Ara, das wie der Rest der Stadt von Bogengängen gesäumt ist. Architektonisch ist es ein überaus faszinierender Bau, der in den 1920er-Jahren errichtet wurde. Auf der Seite der Via De Coubertin gibt es eine Gedenktafel, die an Arpad Weisz erinnert – den ungarischen Trainer, der mit Bologna zwei Meistertitel gewann, später als Jude verfolgt wurde und in Auschwitz umkam.

In der Via dello Sport neben dem Stadion hat kürzlich das fast hundertjährige Schwimmbad Olimpica Bologna ein fantastisches neues Styling erhalten. Das Gebäude verdient einen Besuch, und sei es nur, um das grandiose Dach aus Glas und Stahl zu bewundern. Das Innere bietet alles, was ihr braucht, um in Form zu bleiben: vom Schwimmen über Aquagymnastik bis zum Apnoe-Tauchen. Und in der Nähe gibt es – unvermeidlich – auch ein Basketballfeld. Am Ende der Via De Coubertin findet ihr das Eingangstor zum Centro Meloncello, in dem sich eines der ersten Spielfelder der Stadt befindet. Von hier fahren wir durch den Meloncello-Bogen und sind – wie durch Zauberhand – wieder am Ausgangspunkt unserer Tour, vor dem Anstieg zum Hügel von San Luca. Ich hole noch mal kurz Luft, fahre noch einmal hoch und … was haltet ihr davon, wenn wir zu einem weiteren Gran Fondo aufbrechen?

di Paolo Ermano

Sicht auf Bologna von dem Monastero di San Michele in Bosco

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