Florenz ist ein Rätsel. Entweder man liebt diese Stadt als Wundertüte der Renaissance oder man hasst sie als Schauplatz von Touristen-Almauftrieben – aber gleichgültig lässt sie einen nie. Ein Zauber ist immer dabei, wenn von Florenz die Rede ist. Er äußert sich in Kunst, Literatur und Musik.
Musik spielt die Hauptrolle auf meiner ersten Etappe. Als Fan des italienischen New Wave kann ich nicht anders, als mich vom berühmten Musikladen DATA RECORDS 93 in der Via dei Neri 15/r, der früher als „Contempo“ bekannt war, inspirieren lassen. Diese Hausnummer verlangt nach einem kleinen Einschub: Wenn Sie nach Florenz kommen und denken, die Verteilung der Hausnummern sei genauso eigenartig wie Pommes auf einer Pizza, dann haben Sie sicher recht. Dennoch gibt es eine Logik darin, und hinter die kommt man erst, wenn man stundenlang umhergeirrt ist und nicht begreifen kann, dass sich zwischen der 13 und der 15 die 7 und die 9 befinden: Die Nummerierung ist unterteilt in R (rot) und N (schwarz). Ersteres weist auf eine Firma hin, Letzteres auf eine Wohnanschrift. Nachdem wir dieses Geheimnis gelüftet haben, kehren wir zu den Schallplatten zurück. DATA RECORDS 93 entstand 1977 aus einer Idee von Giampiero Barlotti in einem 20 Quadratmeter großen Kabuff. Zusammen mit dem Tochterlabel Contempo sollte der Laden nicht nur in Florenz, sondern in ganz Italien Rockgeschichte schreiben. Hier sind Bands wie Litfiba, Diaframma, Pankow und Clock Dva produziert und Kultlabels vertrieben worden, die nicht nur italienweit Beachtung finden. Heute sieht der Plattenladen auf den ersten Blick anarchisch aus. Hinter dem scheinbaren Chaos verbergen sich aber eine smarte Präsentation und eine hervorragende Katalogisierung.