München gehört zu den Städten, die den Geist der deutschen Romantik und des Neoklassizismus am besten verkörpern. Eine moderne Stadt, gastfreundlich und traditionsreich, majestätisch, stattlich und gleichzeitig lebendig in ihrem mitteleuropäischen Pragmatismus.
Wenn man in München durch die Straßen läuft, verfließen die Grenzen zwischen Moderne und Klassizismus. Dieses Gefühl hat man sofort, wenn man in die Sendlinger Straße einbiegt, wo sich zwischen modernen Gebäuden und Cafés ein kleines Juwel des Spätbarock verbirgt: die St.-Johann-Nepomuk-Kirche, besser bekannt als Asamkirche, nach ihren Erbauern, den Brüdern Asam. Die schmale Fassade bereitet den Besucher nicht auf das vor, was ihn an Großartigkeit in ihrem Inneren erwartet: ein wahrer Triumph des Rokoko, der jeden Zentimeter Wand erobert hat. Noch ausgeprägter erscheint die Vermischung der Epochen einige Hundert Meter weiter im MUCA, dem Museum of Urban and Contemporary Art, das sich als eines der ersten in Europa ausschließlich der Street-Art widmet. Das Gebäude erinnert nicht umsonst an eine verlassene Fabrik und ist – wie der nebenstehende Bau – von außen von einem Calligraffiti-Werk bedeckt (einer Kunstform, die Graffiti und Kalligrafie vereint). Zusammen bilden sie ein morphologisches Kontinuum von immenser optischer Wirkung. Im Innern findet man Werke der gegenwärtig bedeutendsten Künstler der Urban Art in einem offenem Raum, der zwar nicht durch Größe besticht, aber eine inspirierende Strahlkraft besitzt.