Wenn ihr lieber ins Mittelalter eintaucht, dann empfehle ich zwei Städtchen, die den Bombardements des Zweiten Weltkriegs entkommen sind und somit den Zauber vergangener Zeiten bewahrt haben. Beginnen wir in Wasserburg am Inn, das ca. 60 km südlich von München liegt. Wie der Name schon sagt, ist es eine Ortschaft am Wasser, aber nicht nur. Der Inn, ein Nebenfluss der Donau, umfasst wie ein Gürtel den gesamten Ort, der sich tropfenförmig an seine Ufer schmiegt. Wasserburg ist ein mittelalterliches Freilichtmuseum, das man leicht zu Fuß durchstreifen kann. Wenn ihr Glück habt und im Sommer nach Wasserburg kommt, dann gibt es zwei Termine, bei denen sich ein Besuch nach Sonnenuntergang lohnt: „Wasserburg leuchtet“, wenn Lichtkunst den gesamten Ort mit Farbeffekten, Projektionen und Lasershows illuminiert, und den Nachtflohmarkt (Informationen zu den Terminen unter www.wasserburg.de).
In Burghausen, 50 km von Wasserburg entfernt, befindet sich die längste Burg der Welt (1051 m). Die Feste ist so gut erhalten, dass sie als Kulisse für Filme wie „Die drei Musketiere“, „Baron Münchhausen“ und „Wickie und die starken Männer“ diente. Für Jazzfans ist die Internationale Jazzwoche Burghausen ein Muss, die seit 1970 immer im März stattfindet und die größten Jazzmusiker der Welt zu Gast hat.
Wer kennt nicht das Kinderlied „Old MacDonald hat ‘ne Farm“? Gut, dann gehen wir die mal besuchen. Sie befindet sich in Glonn, nur 35 km südlich von München. Karl Ludwig Schweisfurth führte eine Großmetzgerei, er hatte in einem großen Schlachthaus in den Vereinigten Staaten gearbeitet. 1986 wurde ihm bewusst, wie stark durchindustrialisiert die Lebensmittelbranche bereits war. Er beschloss, nach Deutschland zurückzukehren, kaufte und restaurierte einen alten, ungenutzten Hof und gründete die Herrmannsdorfer Landwerkstätten.
Seine Prinzipien: „Besonders am Herzen liegt uns eine zeitgemäße Erneuerung einer verloren gegangenen Agrarkultur. Das heißt für uns: Achtsamkeit im Umgang mit Boden, Wasser und Pflanzen, eine würdevolle Behandlung unserer bäuerlichen Nutztiere und Respekt für das alte, gewachsene Handwerk. Dabei entstehen Lebensmittel, (…) die Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen fördern und ehrlich gut schmecken.“ Setzen wir uns also in seinen Biergarten und kosten wir seine Produkte. Die Tenne ist übersät mit Skulpturen und Kinderspielzeugen und nicht selten passiert es, dass einem Hühner zwischen den Beinen herumspazieren. Auch die Kaffeerösterei lohnt den Besuch – einen besseren Espresso habt ihr noch nie getrunken!