„Venedig ist der romantischste Ort der Welt, aber noch schöner, wenn keiner da ist.” Ich mache mir die Worte Woody Allens zu eigen. Er benutzte sie in einem Interview mit der Zeitung „Il Corriere“, um sein Verhältnis zur Hauptstadt des Veneto zu beschreiben. Der kurzlebige Tourismus gewinnt die Oberhand über die Lagune und verbannt die Venezianer in eine Art freiwilliges Exil auf das lebenswertere Festland.
Eine Stadt, die eigentlich nicht für diejenigen ausgelegt ist, die Menschenmassen scheuen – und zu diesem Typ Mensch zähle ich mich leider –, und dennoch einzigartig und unnachahmlich bleibt. Eine Art Amphibium, das sich schwebend zwischen Realität und Traum fortbewegt.
Das illusorische, fast traumgleiche Wesen Venedigs verleiht der Lagunenstadt das Antlitz einer alterslosen Verführerin, deren Wunderdinge untrennbar mit einem der Wunder unserer Neuzeit verbunden sind: dem Kino. „Eine Erfindung ohne Zukunft”, urteilte Antoine Lumière nur einige Monate bevor eine Kinoleinwand das Teatro Minerva hinter dem Markusplatz erhellte und Szenen aus dem Leben in Venedig zeigte.
Hier begann die lange Liebesgeschichte zwischen der Lagunenstadt und dem Kino, eine Liebesbeziehung, die über die Jahre hinweg immer wieder neu belebt wurde und sich neu erfunden hat: von der ersten Kinovorstellung von Shakespeares „Othello“ im Jahr 1906 bis zu den Internationalen Filmfestspielen von Venedig.