Von Murano aus erreicht man die Insel Burano in nur einer Viertelstunde. Mit ihren bunten Hausfassaden könnt ihr sie gar nicht verpassen. Die Häuser sollen unter anderem deshalb so farbenfroh gestrichen worden sein, damit die Fischer auch bei starkem Nebel zurück nach Hause finden konnten. Nehmen wir uns ein bisschen Zeit, schlendern wir die Hauptstraße Buranos, die Via Baldassarre Galuppi, entlang und biegen in die Via al Gottolo ab. Dort befindet sich mit dem Wohnsitz von Giuseppe Toselli das wohl bunteste Haus der ganzen Insel. Giuseppe Toselli ist bzw. war ein echter Buranello, wie die Inselbewohner hier genannt werden.
Leider ist dieser kunstverrückte Inselbewohner schon vor einigen Jahren gestorben, aber unter dem Namen „Bepi Suà“ kennt man ihn bis heute. Sein Haus versetzt Besucher noch immer in Staunen, denn die Fassade gleicht abstrakter Kunst und besticht durch geometrische Formen. Bepi Suà war Autodidakt und verbrachte seine Tage damit, sein Haus in ein sich ständig veränderndes Kunstwerk zu verwandeln. Die aktuelle und damit letzte Version der Fassade ist nur eine der vielen Ideen aus der Meisterhand von Giuseppe Toselli, der übrigens nicht nur Künstler, sondern auch Cineast war: An Sommerabenden projizierte er für die Kinder immer Schwarzweiß-Komödien in den Hof der Via al Gottolo.
Wenn ihr in Burano etwas Zeit verbringen und einen Einblick in die Seele der Insel erhalten möchtet, empfehle ich euch, im Casa Burano Quartier zu nehmen. Dieses Hotelprojekt hat die Familie Bisol entworfen, die seit Generationen auch den bekannten Prosecco di Valdobbiadene anbaut. Auf der grünen Nachbarinsel Mazzorbo, von Burano lediglich durch eine Brücke getrennt, gründete die Familie Bisol das Weingut und Hotel Venissa. Hier pflanzten sie auch eine historische Rebsorte, die „goldene“ Dorona-Traube wieder an, aus der einst der Lieblingswein der Dogen gekeltert wurde. Was das Casa Burano so besonders macht? Es folgt dem alternativen Hotelkonzept eines Albergo Diffuso, eines „verstreuten Hotels“, bei dem ein ganzes Dorf ohne zentralen Hotelkomplex, aber mit vielen kleinen Unterkünften zum eigentlichen Hotel wird.
Dafür hat die Familie Bisol auf Burano 13 einzelne Zimmer gekauft und von ortsansässigen Handwerkern renovieren lassen. Die Zimmer haben keine Küche, denn die Bisols wollen Besucher dazu ermuntern, sich unter die Inselbewohner zu mischen und diese wirklich kennenzulernen – Fischer, Bauern, Restaurantbesitzer, Künstler und die berühmten Spitzenklöpplerinnen.
Die von Burano ablegenden Vaporetti führen uns zu weiteren faszinierenden Inseln der Lagune. In Torcello beispielsweise siedelten sich die ersten Laguneneinwohner an. Heute gibt es hier nur noch etwa zehn Einwohner, aber ein Besuch ist mehr als empfehlenswert, trifft man hier doch auf das authentische und ursprüngliche Leben in der Lagune.
Den Inselbewohner Paolo Andrich zog es beispielsweise hierher, weil er dem hektischen Leben der Stadt entfliehen wollte. Er ist der Erbe des venezianischen Künstlers Lucio Andrich, Maler, Graveur, Bildhauer und Mosaikkünstler. Auf Torcello schuf er sein Traumhaus mitten im Grünen, umgeben von der Lagune. Hier fand er die Inspiration für seine Werke. Nach seinem Tod verwandelte Paolo das Haus seines Onkels in eine Galerie und ein Museum, das ihr nur wenige Schritte von der Vaporetto-Anlegestelle entfernt findet.
Das Haus bietet eine wunderbare Gelegenheit, innezuhalten, sich auszuruhen und die unglaubliche Ruhe der Natur in sich aufzusaugen.