Verona ist entspannt, gepflegt, aufgeräumt und zugleich – auf eine überaus ansteckende Art – liebenswürdig. Mit Ausnahme eines kleinen Hofes in der Via Cappello, in dem sich der wohl berühmteste Balkon der Welt befindet. Ich entscheide mich an meinem ersten Morgen in der Stadt gegen ein festes Programm, und ohne ein festes Ziel vor Augen finde ich mich hinter einer Gruppe distinguierter Herren wieder, die in deutlich vernehmbarem Veroneser Akzent miteinander sprechen. „Diesen Balkon gab es noch nicht, als ich klein war”, sagt einer von ihnen.
Die Rede ist natürlich vom berühmten „Balkon von Romeo und Julia“, der von Touristen aus der ganzen Welt besucht, man kann fast sagen: heimgesucht wird und der offen gestanden weit weg von dem eher zurückhaltenden und eleganten Verona ist, das ich kennenlernen durfte. Im Übrigen hat es Romeo und Julia natürlich nie wirklich gegeben, lokale Künstlergrößen wie Paolo Veronese, Tizian und Tiepolo hingegen schon.
Ich überhole die Gruppe, setzte meinen Spaziergang fort und stehe bald staunend vor der hinreißenden Schönheit dieser Stadt.